Johann Friedrich Braun
Anmerkungen von Markus Gück
Johann Friedrich Braun gehörte einer Musikerfamilie an, die im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert bedeutende Oboenvirtuosen hervorbrachte. Er wurde 1759 in Kassel geboren und erhielt dort seinen ersten Unterricht von seinem Vater, einem Oboisten in der Militärkapelle und Konzertmeister der Hofkapelle. Die beiden Lehrer, die ihn nachhaltig prägten, waren zunächst der Bachschüler und angesehene Solo-Oboist zu Kassel Christian Samuel Barth und später der berühmte Virtuose Carlo Besozzi in Dresden, dessen Unterricht der Landgraf von Hessen-Kassel für den offenbar auffällig begabten Johann Friedrich zahlte um ihn zu fördern.
Die Kritiker lobten später Brauns schönen Ton, den er in Verbindung mit der virtuosen Oboenkunst Besozzis zu ganz eigener Qualität entwickelte. Seine Karriere führte ihn bereits 1777 als Oboist und Violinist nach Ludwigslust an die mecklenburgische Hofkapelle, von wo aus er als Solist mehrere Konzertreisen nach Hamburg, Berlin, Breslau und Kopenhagen unternahm.
Johann Friedrich Braun zählt zu den zahlreichen Solisten seiner Zeit, die für ihre Auftritte eigene Werke komponierten, dazu also auch die nötige Ausbildung erhalten hatten. Gedruckt worden sind davon freilich schon damals die wenigsten Werke, so dass heute Brauns kleines, jedoch aus oboistischer Sicht nicht zu unterschätzendes Oeuvre in den Schwerin’schen Bibliotheken in einigen erhaltenen Manuskripten neu entdeckt werden muss. Hier gilt es der verdienstvollen Editions-Arbeit Bernhard Forsters zu danken, der diese Werke den Oboisten von heute zugänglich macht.
Neben einigen fragmentarisch erhaltenen Oboenkonzerten und den „24 Übungsstücken in den schwereren Tonarten“, die 1825 posthum erschienen sind, verdient vor allem das nunmehr auch in dieser Erst-Einspielung vorliegende Werk Erwähnung. Eine beliebte Form der damaligen Zeit, das Potpourri, das oftmals an die Stelle des großen Solokonzertes trat, zunehmend aber auch in die Salonmusik einzog, nutzt Braun in „recht braver Manier“, wie man wohl damals gesagt hätte, um einerseits sein technisches Können, anderseits aber seinen vielgelobten Ton im ausdrucksstarken Poco Adagio präsentieren zu können.
Das Concerto Potpourri gehört zu den Zeugnissen eines fast vergessenen Oboen-Repertoires, das erst langsam wieder entdeckt wird. Unterhaltsame, brillante und nicht selten erstaunliche Werke, die leider nur zu oft als „Gebrauchsmusik“ abqualifiziert werden, uns aber einen faszinierend authentischen Einblick in die Musik der Beethovenzeit geben.
Johann Friedrich Braun ist nicht zuletzt in dieser Hinsicht so interessant für den Oboisten, Musikwissenschaftler und Hörer von heute. Er starb 1824 in Ludwigslust als international geachteter Oboenvirtuose und gab seine Kunst an seine beiden Söhne Carl Anton Phillipp und Wilhelm weiter, die bis weit ins 19.Jahrhundert die Oboenliteratur und Virtuosenszene im deutschsprachigen Bereich beeinflussten.
Markus Gück, Mainz
Wohnhaus von Braun in Ludwigslust, während seiner Zeit in der Schweriner Hofkapelle. Heute befindet sich in der Schloßstr. 36 die Stadt-Information.